LU Trend-Report: Werkstatt

Immer mehr Elektronik in Landmaschinen macht Reparaturen für Lohnunternehmer zunehmend schwieriger bis unmöglich. Werden die eigenen Werkstätten deshalb abgespeckt, und legen die Fachwerkstätten deshalb zu? Wir haben bei 100 Lohnunternehmern nachgefragt – und aufschlussreiche Antworten erhalten.
Grafik 1: Werkstatt-Arbeitszeitanteil von schwerpunktmäßig in der LU-Werkstatt tätigen Mitarbeiter

Mehr statt weniger
Dass jeder Lohnunternehmer eine eigene Werkstatt hat, ist kein Geheimnis. Aber wer schraubt wieviel und was? Wie intensiv sind Fachwerkstätten eingebunden? Wieviel investieren Lohnunternehmer jährlich in Ersatzteile und Werkstattausrüstung? Und welche Ausbildung haben die eigenen „Schrauber“? Diese und einige andere spannende Fragen haben wir 100 Lohnunternehmern quer durch die Republik und alle Betriebsgrößen gestellt.
Beginnen wir den Reigen der Umfrageergebnisse mit den Mitarbeitern. Wartung und Reparatur wird in der Regel von jedem der Fahrer mit übernommen, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Aber 54 % der Lohnunternehmen haben Mitarbeiter, die schwerpunktmäßig oder sogar ausschließlich in der LU-eigenen Werkstatt arbeiten. In der Regel ist dies eine Person, in der Spitze der von uns befragten Unternehmer sind es aber bis zu sieben „hauptamtliche“ Werkstattmitarbeiter. Hiervon sind fast die Hälfte mehr als 75 % ihrer Arbeitszeit dort tätig (siehe Grafik 1). Immerhin 35 % verbringen zwischen 50 % und 75 % ihrer Zeit dort. Das verbleibende knappe Fünftel entfällt auf die Kategorie „bis 50 %“ der Zeit. Dies ist zwar nicht der überwiegende Stundenanteil, aber meist ein wesentlicher Schwerpunkt ihrer Arbeit.
Sehr aufschlussreich sind die Antworten auf die Frage nach der Qualifikation der Werkstatt-Kollegen. Sage und schreibe 72 % sind gelernte Landmaschinenmechaniker. Immerhin 11 % wurden als Kfz- bzw. Lkw-Mechaniker eingeordnet. Weitere 5 % sind nicht nur Geselle in den drei genannten Mechanikerberufen, sondern sogar Meister. Anders formuliert: 88 % der in den LU-Werkstätten tätigen Mitarbeiter sind keine Selfmade-Schrauber, sondern qualifizierte Mechaniker. Die übrigen 12 % entfallen übrigens auf sehr unterschiedliche Ausbildungen, wobei das Spektrum von Fachkraft Agrarservice über Landwirt, Metall- und Industrieschlosser bis hin zu Schmied und Zweirad-Mechaniker reicht.
 

Grafik 2: Was wird wo gewartet und repariert?

Doch wie wird sich die Nutzung der eigenen Werkstatt künftig verändern? Hierauf lautet die überraschend eindeutige Antwort: Mehr statt weniger. Genauer gesagt: 80 % der befragten Lohnunternehmer gehen davon aus, dass sowohl die Zahl der Werkstattmitarbeiter als auch deren Stundenanteile weiter wachsen werden. In 17 % der Betriebe wird dies vermutlich konstant bleiben, und nur 3 % der Betriebe planen, diesen Anteil zu senken. Der große Run auf die Fachwerkstätten ist damit zumindest kurzfristig nicht zu erwarten. Trotzdem spielen diese im Servicekonzept der Lohnunternehmer natürlich eine wichtige Rolle. Innerhalb der Garantie- und Gewährleistungsfristen ist dies ohnehin „gesetzt“ – aber auch später. Grafik 2 verdeutlicht, was wo repariert wird.
Die Kosten für die eigenen Werkstätten sind erheblich. Lässt man den Faktor Lohnkosten außen vor, so investiert jeder der befragten 100 Betriebe pro Jahr im Durchschnitt 6.700 € in die Werkstattausrüstung. Rechnet man dies mal auf besagte 5.000 Lohnunternehmen hoch, ergibt sich daraus die stolze Summe von 33,5 Mio. €. Investiert wird zudem in die Weiterbildung der Werkstattmitarbeiter. Nach Aussage der Chefs schlägt dies mit rund 800 € pro Mitarbeiter und Jahr zu Buche.


 

Grafik 3: Anteil Lohnunternehmen mit eigenem Lager für...

Ein weiterer Kostenfaktor sind Verschleiß- und Ersatzteile sowie Schmierstoffe, vor allem Öle. Grafik 3 zeigt, dass diese Materialien in überwältigender Mehrheit selbst bevorratet werden. Das sagt jedoch nichts aus über das Volumen. Daher lautete u.a. unsere Ergänzungsfrage: Wieviel geben Sie pro Jahr allein für Verschleiß- und Ersatzteile (ohne Schmierstoffe) aus? Antwort: Im statistischen Mittel sind es mehr als 64.000 € pro Betrieb, wobei die Schwankungsbreite zwischen 4.000 und 600.000 € lag. Auch hier kann eine Hochrechnung auf 5.000 Lohnunternehmen bestenfalls ein Näherungswert sein, der aber beeindruckt: 320,5 Mio. € pro Jahr.
Natürlich haben wir auch die Öle bei der Umfrage nicht außen vor gelassen (wohl aber andere Schmierstoffe). Als Gesamtmenge der 100 Befragten ergab sich die jährliche Menge von fast 240.000 l. Davon wurden angeblich gerade mal 10 % über die lokalen Land- und Baumaschinenhändler gekauft, das Gros jedoch über „andere Lieferanten“. Letzteres haben wir im Rahmen dieser Befragung allerdings nicht weiter spezifiziert, sodass unter „andere“ durchaus auch die Energiesparte von genossenschaftlichen Lieferanten sein könnte, die ja meist auch eine Landtechnik-Fachhandelssparte haben. Aber grob gesagt: Auf diesem Feld kann der Fachhandel noch punkten…

Gleiches gilt auch für ein Thema, das sowohl die Industrie als auch die Fachbetriebe gern pushen würden: die Serviceverträge. Die gute Nachricht vorweg: Derartiges wird von den Lohnunternehmern schon mehr in Anspruch genommen, als zu erwarten gewesen wäre. Immerhin ein Drittel nutzt Inspektions- und Wartungsvereinbarungen. 20 % der Befragten hat bei Reparaturschutzverträgen „ja“ gesagt. Und mehr als die Hälfte hat angeblich Garantieverlängerungen vereinbart. Doch nach oben hat es nach wie vor Luft, um es mal salopp zu formulieren. Auf unsere Abschlussfrage an diejenigen, die solche Verträge noch nicht abgeschlossen haben, ob der Fachhandel sie daraufhin mal angesprochen bzw. sie informiert habe, antworteten über 80 % mit „ja“. Entweder waren diese Infos also nicht ausreichend, oder die Angebote aus Sicht der Lohnunternehmer zu teuer. Kein Wunder also, dass die eigene Werkstatt bei Lohnunternehmern unverändert so hoch im Kurs steht.


Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Erschienen in der Ausgabe Januar 2015

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