LU Trend-Report: Silomais

Kommt der Knick bei Silomais?

Auslaufende EEG-Förderungen für Biogasanlagen und Strukturwandel in der Milchviehhaltung – welchen Einfluss wird das auf die Dienstleistung Silomais haben? Wir haben 100 Lohnunternehmer gefragt. Ergebnis: Bis 2024 erwarten sie keine dramatischen Veränderungen. Silomais bleibt also wichtig.

Die Silomaisernte gehört, zumindest in Bezug auf Umsatz und Anzahl verkaufter Stunden, als Teil der Dienstleistung Grünfutterernte zu den wichtigen Standbeinen vieler Lohnunternehmen. Doch wird dies auch mittel- oder längerfristig der Fall sein? Welchen Einfluss haben die ab 2020 schrittweise auslaufenden EEG-Förderungen auf den Bestand der Biogasanlagen und damit eine wichtige LU-Kundengruppe? Was bedeutet der seit Wegfall der Milchquote deutliche Strukturwandel – gleiche Fläche bei weniger Kunden? Gründe genug, den Silomais zum Thema eines LU Trend-Reports zu machen.

Futter- vor Biogasnutzung

Zuerst wollten wir wissen, für welche Verwendungsart der geerntete Silomais bestimmt ist. Dazu baten wir die 100 befragten Lohnunternehmer, jeweils für ihren Betrieb die Hektar-Verteilung auf Biogas und Fütterung anzugeben, also zum Beispiel 50:50, 70:30 oder 80:20. Auch die Antworten 100:0 und 0:100 waren dabei vertreten, denn vier Lohnunternehmer häckseln ausschließlich für Biogas- und zwölf allein für Milch- und Rindviehhalter. Die mit 84 Betrieben eindeutige Mehrheit bedient jedoch beide Bereiche.

Den Mittelwert aller Antworten fasst Grafik 1 zusammen. Hieraus wird deutlich, dass beide Nutzungsarten für die Lohnunternehmer fast gleichwertig sind. Ergänzend fragte unsere Umfrageexpertin Elke Rogers auch nach der Einschätzung für das Jahr 2024. Aus den Zahlenangaben wurde deutlich, dass einzelne Lohnunternehmer durchaus davon ausgehen, dass der Anteil Biogas-Mais in den kommenden Jahren leicht rückläufig sein könnte. In Summe aller Antworten ergab sich mit einer Verteilung von 44,1 % der Fläche für Biogas zu 55,9 % der Fläche für Milchvieh eine nahezu identische Einschätzung. Bei der Silomaisnutzung erwarten die Lohnunternehmer also nur wenig Veränderung.

Spannend zu wissen fanden wir darüber hinaus, wie viel Fläche die jeweiligen Lohnunternehmer im mehrjährigen Durchschnitt häckseln. Um die telefonische Befragung zu erleichtern, fragten wir nicht nach einer konkreten Hektarzahl, sondern gaben mehrere Größengruppen vor. Das Ergebnis stellt Grafik 2 dar.

Demzufolge ernten mehr als zwei Drittel der befragten Lohnunternehmer bis zu 1.000 ha Mais pro Jahr, gefolgt von 30, die zwischen 1.000 und 3.000 ha jährlich häckseln. Nur zwei der 100 Befragten ernten mehr als 3.000 ha. Auch hier wollten wir wissen, wie die Einschätzung für das Jahr 2024 ausfällt. Das Ergebnis: Nur einer von 100 erwartet, dann deutlich mehr zu häckseln. Alle anderen sehen sich auch in fünf Jahren in derselben Flächengruppe. Also auch hier nur wenig Veränderung.

Bei Mehrheit stabil

Dieser Eindruck änderte sich jedoch bei der Frage, wie sich nach Einschätzung der Lohnunternehmer die Zahl ihrer Kunden bis 2024 verändern wird. Grafik 3 zeigt die Gesamtzahl aller Kunden der 100 Dienstleister, jeweils unterteilt nach Biogas und Milch-/Rindvieh. Setzt man die Zahlen in Relation zueinander, ergibt sich daraus ein erwarteter Rückgang bei Biogaskunden – im Schnitt aller Befragten – um etwa 5,4 % in fünf Jahren, während sie im gleichen Zeitraum das Minus bei den Milchviehkunden in der Größenordnung von 11,4 % erwarten. Somit rechnen die Lohnunternehmer im Bereich Milchvieh mit einem deutlichen schnelleren Strukturwandel.

Wohlgemerkt: Bei diesen Prozentwerten handelt es sich um die Mittelwerte aller Befragten. Immerhin 72 der 88 Lohnunternehmer, die für Biogaskunden häckseln, gehen von einer konstanten Kundenzahl bis 2024 aus. Drei erwarteten sogar eine höhere Kundenzahl. Einer sah sich nicht imstande, auf diese Frage zu antworten, und zwölf gingen im Zuge der Umfrage von einem Rückgang ihrer Biogaskunden-Anzahl aus. Von diesen zwölf erwarten neun einen Rückgang bis zu 25 %, während drei sogar von 25 bis über 40 % Minus bei der Kundenzahl ausgehen.

Noch drastischer ist aus Sicht der Lohnunternehmer die Entwicklung bei ihren Milch-/Rindviehkunden. 66 von 96 sehen ihre Kundenzahl stabil. Immerhin vier sind überzeugt, ihren Kundenstamm in diesem Bereich sogar ausdehnen zu können. Auch hier ließ ein Lohnunternehmer die Frage offen, während immerhin 25 von einem Rückgang ausgehen. Von diesen 25 erwarten 18 einen Rückgang von bis zu 25 %, während sieben Dienstleister für das Jahr 2024 in ihrem Kundenstamm von 25 bis über 40 % weniger Milch-/Rindviehhaltern ausgehen.

Überwiegend in Eigenregie

Doch genug der Zukunftsaussichten – bei den weiteren Fragen haben wir uns auf die Situation im Erntejahr 2019 konzentriert. So wollten wir u.a. wissen, wie groß der Anteil ist, den die Lohnunternehmer bei einzelnen Arbeiten der Häckselkette ausschließlich mit eigenen Teams und Maschinen selbst übernehmen. Aus den Prozentangaben der 100 Befragten wurde dann jeweils ein Mittelwert gebildet.

Die Ergebnisse fielen dabei ziemlich erwartungsgemäß aus. An erster Stelle steht – wen wundert’s – das Häckseln. Mit 94,4 % liegt der LU-„Eigenanteil“ hier am höchsten. Etwas anders dargestellt: 83 Lohnunternehmer häckseln bei ihren Kunden ausschließlich selbst, während bei 17 zu einem gewissen Teil auch Berufskollegen in der Kette mithelfen. Dass hier auch Landwirte eigene Häcksler mit in der Erntekette einsetzen, dürfte eher unwahrscheinlich sein.

Die Mittelwerte für das Abfahren und Aufschieben bzw. Verdichten der Futtersilos fielen mit 76,3 bzw. 76,8 % sehr ähnlich und im Vergleich zum Häckseln erkennbar geringer aus. Hier ist sicher die umfangreichere Mithilfe der Landwirte als Ursache zu sehen. Und der Klassiker „Silo abdecken“ ist eine fast ausschließliche Kundenaufgabe – nur fünf der 100 befragten Lohnunternehmer führen in unterschiedlichem Umfang auch diesen letzten Schritt der Erntekette aus.

Ein bis acht Häcksler

Selbstverständlich durfte bei diesem LU Trend-Report auch die Technik nicht fehlen. Die erste der Fragen zu diesem Themenbereich galt der Anzahl eingesetzter Häcksler, die wir der Einfachheit halber in drei Leistungsklassen eingeteilt haben. Die Verteilung der Antworten zeigt Grafik 4. Dabei reicht das Spektrum von einem bis zu acht Häckslern pro Betrieb. Der Gesamtbestand aller 100 Betriebe beläuft sich auf 236 Maschinen.

Ergänzend zur Stückzahl erkundigten wir uns darüber hinaus nach den Tendenzeinschätzungen in der jeweiligen Leistungsgruppe, d.h. ob die Dienstleister dort künftig gleich viele, mehr oder weniger Maschinen einsetzen werden. Von den 70 Lohnunternehmern, die einen oder mehrere Häcksler in der Gruppe bis 600 PS einsetzen, wollen 66 an der gegenwärtigen Anzahl nichts ändern. Drei wollen den Bestand in diesem Segment verringern, wobei nicht bekannt ist, ob die Maschinen irgendwann ersatzlos verkauft oder durch kleinere bzw. größere ersetzt werden. 

In der Gruppe 601–800 PS gaben 43 Lohnunternehmer an, Maschinen dieser Größe zu besitzen. 38 bleiben auch in Zukunft bei gleicher Anzahl, vier wollen reduzieren, einer aufstocken. Deutlich kleiner fällt mit sieben Lohnunternehmern die Anzahl in der Gruppe über 800 PS aus. Davon wollen sechs beim gegenwärtigen Bestand bleiben, während einer abstocken möchte.

Von den insgesamt acht Lohnunternehmern, die eine Verringerung ihres Häckslerbestandes planen, gaben die meisten als Grund die von ihnen erwartete geringere Häckselfläche oder/und eine jetzt schon zu geringe Auslastung an. Ein weiterer Grund ist die Überlegung, im Vergleich zu einem großen Häcksler mit zwei kleineren Maschinen flexibler auf Kundenaufträge reagieren zu können.

Im Zusammenhang mit den Häckslern interessierten wir uns außerdem für Ausrüstungsoptionen. Eine Übersicht der Antworten gibt Grafik 5.

Ein anderer Aspekt in der Silomaisernte ist die Futterverdichtung auf dem Silo. Die technische Standardlösung der Lohnunternehmer hierfür ist nach wie vor der Traktor. Auf Platz zwei stehen die Radlader. Diese Verteilung entspricht früheren Umfragen zu diesem Thema. Dass die Systemschlepper kaum häufiger genannt werden als die sogenannten Pistenbullis, ist vermutlich der Zufallsauswahl der 100 Umfrageteilnehmer geschuldet. Bundesweit betrachtet, dürften Bestand und Anteil an Systemschleppern deutlich höher sein.

Kleiner, als man es landläufig hätte erwarten mögen, ist auch der Anteil der Lohnunternehmer, die gehäckselten Mais auf Lkw umladen, um ihn kostengünstiger über größere Distanzen transportieren zu können, als es mit Schlepper-Gespannen möglich ist. In unserer Umfrage arbeiten gerade einmal fünf von 100 Lohnunternehmern damit.

Interessant fanden wir darüber hinaus, die Frage, ob und in welchem Umfang die 100 befragten Lohnunternehmer nach der Maisernte eine mechanische Bekämpfung des Maiszünslers für ihre Kunden durchführen, etwa durch schlegeln oder mulchen. Ergebnis: 16 Dienstleister sind diesbezüglich aktiv. Im Mittel führend sie diese Arbeit auf gut einem Viertel der Kundenfläche durch.

Ausbaufähiges Potenzial

Diese Einschätzung noch verfügbaren Potenzials ergibt sich auch angesichts der Antworten auf unsere letzte Frage: Sprechen Sie mit den Kunden schon bei der Maisaussaat über die Sortenwahl, um das Erntezeitfenster etwas zu verlängern und die Arbeitsspitzen etwas zu entzerren? Darauf antworteten 85 der 100 Lohnunternehmer mit „nein“. Häufigster Grund, sich dagegen zu entscheiden, ist die vermeintlich unüberschaubare Sortenvielfalt und die Fokussierung der Landwirte auf Aussagen der Offizialberatung bzw. des Handels. Die 15 Lohnunternehmer, die sich dieser Aufgabe trotzdem widmen und eigenes Know-how einbringen, sehen offensichtlich darin kein Hindernis, sondern eine Chance. Denn die Kenntnis der regionalen Standortansprüche kann durchaus ein sprichwörtliches Pfund in der Waagschale sein.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Der Artikel erscheint in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe September 2019.

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