Kommentar: "Taiwan und die Landmaschinen"

Würde ein chinesisch-taiwanesischer Krieg der Landtechnik das Licht ausdrehen? Hintergründige Gedanken zwischen Globalisierung und Autarkie.
Jens Noordhof, Chefredakteur Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, welche Verwerfungen in den globalen Lieferketten in kürzester Zeit auftreten können. Lieferprobleme bei Bau- und Ersatzteilen waren für unsere Branche ein eklatantes Beispiel. Energiekrise und Preisexplosionen in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine waren der nächste „GAU“ in den internationalen Lieferketten. Der brachte auch in unserer Branche die Keilriemen bei Herstellern wie Kunden zum Qualmen - und wirkt bis heute nach.

Seitdem ist in politischen Sonntagsreden immer wieder zu hören, dass sich Europa mehr von stark einseitigen Abhängigkeiten freischwimmen müsse, gerade mit Blick auf Diktaturen als Lieferantenländer. Abgesehen von hochsubventionierten Mikrochip-Fabriken in Sachsen, passiert zumindest nach meiner Wahrnehmung diesbezüglich bisher nicht viel. Dabei rückt ein noch viel größerer GAU mit großen Schritten in den Bereich des Möglichen: ein chinesischer Überfall auf Taiwan.

Kampfansage an den Westen

Wer die Analysen der vergangenen Wochen in den Medien verfolgt hat, kann sich selbst als Laie eines mulmigen Gefühls nicht erwehren. Mit Kriegen haben Diktatoren schon immer versucht, von ihren innenpolitischen Problemen abzulenken und ihr Volk „zu einen“. Chinas wirtschaftliche und soziale Probleme sind so gigantisch und die Kampfansage seines Präsidenten an die westliche Welt so unüberhörbar, dass man sich den Rest an fünf Fingern abzählen kann.

Aber was bedeutet dies für die Landtechnik-Branche? Sicher ist: Der Anteil „made in China“ ist auch in hiesigen Landmaschinen deutlich größer, als sich die Kunden vermutlich realisieren. Fiele dies alles von heute auf morgen weg, wäre Corona für Europas Landtechniker im Vergleich zum fernöstlichen Kriegsszenario – inklusive der zu erwartenden Sanktionsspiralen – vermutlich nur ein laues Lüftchen gewesen. Doch bereitet sich die Industrie darauf vor? Als Fachjournalist wäre ich natürlich geneigt, dies mal direkt in den Chefetagen zu fragen – aber ob es brauchbare Antworten gäbe? Sicher keine, die veröffentlich werden könnten.

Licht aus auch für Lohnunternehmen?

Bleibt also nur zu hoffen, dass die jeweiligen Einkaufsstrategen realistische Alternativen nicht nur schon entwickelt haben, sondern sie auch umsetzen. Und wenn nicht, dass sie die bevorstehende Agritechnica nutzen, neue Kontakte zu knüpfen. Wenn jedoch alle weiter pfeifend durch den dunklen Wald laufen, könnte in der Landtechnik im Ernstfall nachhaltig das Licht ausgehen – und das wird auch Lohnunternehmer betreffen.

Alles Panikmache, meinen Sie? Vielleicht. Wenn ich jedoch mit Maschinen mein Geld verdienen würde, wäre es mein Bestreben, auch Engpasszeiten im Rahmen des Absehbaren vorzubeugen. Also nicht nur finanziell trockene Füße zu haben, sondern auch einen Maschinenpark, der problemlos länger durchhalten kann. Angesichts der gestiegenen Zinskosten haben sich viele Lohnunternehmer derzeit eine Investitionspause verordnet, wie auch die Industrie bestätigt. Denn der margenträchtige Verteilermarkt der vergangenen Jahre ist in kürzester Zeit in einen Käufermarkt umgeschlagen. Daher ist es vielleicht doch sinnvoll, jetzt nicht nur die üblichen Frühbezugsrabatte mitzunehmen, sondern insgesamt „gut zu verhandeln“. Zumindest lohnt es sich, darüber nachzudenken. Und weiter arbeitsfähig zu bleiben.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

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